Über die Hexen im Gebiet Wunstorf

Mythen und Sagen

Hexen sind Zauberwesen, die mit ihren übernatürlichen Kräften Erwachsenen, Kindern aber auch Tieren Böses zufügen. 1938 berichtet ein Volkskundler aus dem Kreis Neustadt a. Rbge.:

"Noch heute lebt der Glaube an Hexen in überaus starken Maße. Ich habe fast in jedem Dorfe Frauen gefunden, denen man sein Vieh nicht zeigte oder vor denen man seine Kinder hütete. Oft geraten solche Frauen ihres Aussehens wegen in solchen Verdacht, zuweilen, aber selten, ihrer Beschäftigung mit Krankheitsbesprechungen wegen. In einem Dorfe wollte mir deshalb eine solche Frau ihre Zauberformeln nicht sagen, weil eine Frau, mit der sie deren Klatschhaftigkeit wegen in Streit geraten war, sie der Hexerei bezichtigt hatte."

Nicht unüberlegt wird der Bürgermeister und Apotheker du Mesnil 1836 geschrieben haben:
"Merkwürdig ist es, daß es in Wunstorf, mehr als anderswo, Leute gibt, bei denen der Glaube an Hexen noch obwaltet und daß jene so töricht sind, diese an gewissen Merkmalen erkennen zu wollen."

In Bokeloh galt früher der Tienberg als Sammelplatz der Hexen, vom dem aus sie am 1.Mai nach dem Blocksberg zogen. Sie ritten, so sagten die Leute, auf Besenstielen, Ziegenböcken oder Buchweizenbündeln.

Als ein junges Bokeloher Mädchen einmal das Hexen lernen wollte, ging es zu einer alten Hexe, um sich den Weg zum Blocksberg zeigen zu lassen. Die Alte sagte nur, sie solle sich rittlings auf einen Besenstiel setzen und rufen: "Drup und dran un nirgens an". Nun muß das Mädchen die Worte nicht recht verstanden haben. Es sagte deshalb: "Drup un dran un allerwegens an!" Als die Bokeloherin nun aus dem Haus flog, stieß sie bei jedem Gegenstand an, so daß sie bei ihrer Reise zum Hexentanzplatz dort schwerverletzt ankam.

Der böse Blick

In Wunstorf, vor allem aber in den Dörfern, wurde noch im 19. Jahrhundert daran geglaubt, daß es Frauen gab, die den bösen Blick hatten, mit dem sie andere Menschen verhexen konnten. Gegen Behexung sollte man unvermerkt ausspuken. Als einem Bokeloher einmal das Vieh verhext war, holte er einen Hexenbanner ins Haus. Der riet ihm, Kieselsteine zu sammeln und in einem Grapen zu kochen. Bald danach kam der Mann, der das Vieh verhext hatte, auf die Diele gelaufen und riß den Kessel vom Feuer. Mit der Krankheit unter dem Vieh war es seitdem vorbei.

Quelle: Das Wunstorfbuch von Armin Mandel